Wie der hl. Joseph fŸr Jesus und Maria arbeiten

13. MŠrz 1986 u. 13. MŠrz 1995

 

Am 13. MŠrz, am 13. des Monats, der dem hl. Joseph in besonderer Weise geweiht ist, soll die Predigt Ÿber den hl. Joseph, den BrŠutigam und Gemahl der seligsten Jungfrau Maria handeln. Er gehšrt nach dem Heilsplan Gottes zu Maria und ist mit ihr unzertrennlich verbunden, wie es uns in der PrŠfation vom hl. Joseph so klar und schšn und tief gesagt wird, wenn es da hei§t, dass wir ãbei der Verehrung des hl. Joseph die Wege der Weisheit Gottes rŸhmen sollen, denn ihm, dem Gerechten, hat der himmlische Vater die jungfrŠuliche Gottesmutter anvertraut, ihn, seinen treuen und klugen Knecht, hat Gott bestellt zum Haupt der Heiligen Familie. An Vaters statt sollte er Gottes eingeborenen Sohn beschŸtzen, der durch die †berschattung des Hl. Geistes empfangen worden war, unseren  Herrn Jesus Christus.Ò

In diesem liturgischen Text werden - im Anschluss an die hl. Schrift - schlicht und einfach, aber doch sehr vielsagend, das VerhŠltnis des hl. Joseph zu Jesus und Maria, seine heilsgeschichtliche Bedeutung und seine Vorbildhaftigkeit fŸr uns alle zum Ausdruck gebracht.

Der hl. Joseph ist nach dem weisen Plan der gšttlichen Vorsehung zum BrŠutigam und Gemahl der seligsten Jungfrau Maria sowie zum BeschŸtzer, zum NŠhr- und Pflegevater des menschgewordenen Sohnes Gottes und zum Haupt der hl. Familie bestellt worden,. Seine Aufgabe war darum zu allererst

  1. FŸr Jesus und Maria zu arbeiten, fŸr sie mit seiner HŠnde Arbeit den nštigen Lebensunterhalt zu verdienen.

Das gehšrte ja zum Geheimnis der Menschwerdung des Sohnes Gottes dazu, dass er nicht auf wunderbare Weise, sondern auf ganz natŸrliche Art, durch volle 30 Jahre lang eingefŸgt und eingegliedert in den Scho§ seiner bescheidenen Arbeiterfamilie leben wollte und dabei – wenigstens in den Jahren der Kindheit und Jugend, angewiesen sein wollte auf die liebevolle Sorge und Arbeit des hl. Joseph.

Sicher war darum der hl. Joseph Tag fŸr Tag gern und willig an der Arbeit, um  Jesus und Maria den nštigen Lebensunterhalt zu verschaffen.

(Der hl. Joseph war – wie uns die Hl. Schrift berichtet – ãfaberÒ (ãtektonÒ) – ein Zimmermann, der nach orientalischer Art nicht blo§ Tische und StŸhle, Betten, TŸren und Fenster, auch DachstŸhle und landwirtschaftliche GerŠte zu verfertigen hatte.

Der hl. Joseph wird das insgesamt gewesen sein, worunter wir heute in Mitteleuropa drei Berufe meinen, nŠmlich Zimmermann im eigentlichen Sinn, dann aber auch Tischler und Wagner.

In der galilŠischen Bergstadt Nazareth kamen wohl alle mšglichen Menschen zum hl. Joseph, um bei ihm, dem  Zimmermann, ihre Bestellungen zu machen: BŸrger und Bauern bestellten bei ihm ihre Einrichtungen (Tische, StŸhle und Betten, sie verlangten vor allem aber auch seine Hilfe beim Hausbau.)

Der hl. Joseph war vielleicht manchmal auch arbeitslos; aber fŸr gewšhnlich kamen sicher genug AuftrŠge daher. Vielleicht verdiente der hl. Joseph dabei gar nicht so schlecht, zumal er sicher als gewissenhafter, flei§iger und exakter Handwerker das Vertrauen seiner MitbŸrger besa§. Entscheidend fŸr den hl. Joseph war aber, dass er wusste, dass er durch seiner HŠnde Arbeit nicht blo§ sich selber, sondern vor allem dem gšttlichen Kind und dessen Mutter, seiner vielgeliebten, makellos reinen jungfrŠulichen Gemahlin Maria, den nštigen Lebensunterhalt zu verschaffen.

Ich meine, dass Schilderungen von Ÿbergro§er Armut im bescheidenen Haus der hl. Familie zu Nazareth Ÿbertrieben sind; denn Ÿbergro§e Armut wŸrde ja dem hl. Joseph nicht zur Ehre, sondern eigentlich zur Schande gereichen, weil man daraus schlie§en mŸsste, dass der hl. Joseph ein lebensuntertŸchtiger Mann gewesen wŠre, der in seinem Beruf nichts oder nicht viel taugte. Der hl. Joseph tat sicher seine Arbeit gern, gewissenhaft und voll Freude.

Bei zunehmendem Alter und zunehmender kšrperlicher Kraft arbeitete dann der menschgewordene Sohn Gottes selbst an der Seite des hl. Joseph in der Zimmermanns- Werkstatt mit. Das ist etwas besonders Ergreifendes am verborgenen Leben Jesu, dass sich Jesus Christus 30 Jahre lang in das schlichte Leben einer bescheidenen Arbeiterfamilie eingefŸgt hat. Mit Recht hei§t es von ihm in der Pastoralkonstitution ãGaudium et spesÒ des II. Vat. Konzils (Artikel 22): ãDer Sohn Gottes hat sich in seiner Menschwerdung gewisserma§en mit jedem Menschen vereinigt. Mit MenschenhŠnden hat er gearbeitet, mit menschlichem Geist hat Er gedacht, mit einem menschlichen Willen hat Er gehandelt, mit einem menschlichen Herzen hat Er geliebt.Ò Gelernt aber hat Jesus Christus dies alles nicht blo§ von seiner jungfrŠulichen Mutter Maria, sondern auch vom hl. Joseph, bei dem der Gottmensch in die Lehre gegangen ist.

Ja, der hl. Joseph hat fŸr Jesus und Maria freudig und gern, gewissenhaft und gut gearbeitet.  Er kšnnte darin uns allen, nicht blo§ den FamilienvŠtern, den Arbeitern und Handwerkern, sondern auch den Priestern und Ordensleuten Vorbild sein. Wir alle haben auf dem Ackerfeld des Gottesreiches zu arbeiten und mitzubauen am Reiche Gottes. Ob da nicht ernste Gewissensfragen wach werden, etwa wie arbeiten wir? Etwa nur mit Unlust, aus Zwang, aus Gewohnheit blo§ oder gar nur um des schnšden Gewinnes wegen? Oder arbeiten wir aus lebendigem Glauben und in der guten Meinung, alles zur grš§eren Ehre Gottes zu verrichten und darum mšglichst gut zu verrichten? Wird unsere Arbeit geadelt durch das Gebet und die gute Meinung oder ist es nur Šu§ere Betriebsamkeit von der wir uns treiben lassen? Wenn Jesus Christus uns die Mahnung gibt: Lasset euer Licht leuchten, damit die Menschen eure guten Werke sehen und euren Vater preisen, der im Himmel ist, so mag Er dabei an den hl. Joseph gedacht haben, der in der Zimmermanns-Werkstatt durch bescheidene, aber gewissenhafte Arbeit sein Licht leuchten lie§, so dass die Menschen, die Nachbarn, die MitbŸrger, die Kundschaften seine guten Werke, seine guten soliden Leistungen sahen und bewunderten und, innerlich dazu angetrieben, den himmlischen Vater priesen, weil sie spŸrten: dieser Mann arbeitet nicht nur des schnšden Gewinnes wegen, dieser Mann leistet in seinem Beruf nichts Halbes und Schlampiges, er ist ganz bei der Sache, auf ihn kann man sich verlassen, und er tut alles zur grš§eren Ehre Gottes und fŸr die beiden ihm anvertrauten Menschen, fŸr Jesus und Maria.

Ja, von diesem rechten Arbeitsethos nach dem Vorbild des hl. Joseph sollte jeder echte Christ erfŸllt sein, ganz gleich welche Arbeit er in seinem Beruf zu verrichten hat: Nichts halb und schlampig, nicht mŸrrisch und verdrossen, sondern alles ganz und ordentlich und gewissenhaft, zur grš§eren Ehre Gottes, fŸr Jesus und Maria!

  1. Der hl. Joseph lebte als Haupt der Hl. Familie zusammen mit Jesus und Maria.

†berdenken wir auch das: Leben ist mehr als arbeiten. Wenn wir arbeiten, tun wir es eben, um zu leben. Zum rechten Leben aber gehšrt das schšne, friedvolle Zusammenleben. Der hl. Joseph lebte zusammen mit Jesus und Maria. Das war fŸr ihn sicher etwas Ÿberaus BeglŸckendes, Schšnes und Gro§es, denn es ging ja bei den beiden Personen, mit denen der hl. Joseph zusammenlebte, um die liebenswertesten, besten und heiligsten Personen. Und der hl. Joseph lebte mit Jesus und Maria wirklich zusammen in einem schšnen, beglŸckenden Miteinander und FŸreinander. Er kannte sicher nicht das blo§e, kalte Nebeneinander und noch weniger das lieblose Gegeneinander, wie man es leider heute gar manchmal auch in christlichen Ehen und Familien erleben kann, die weit entfernt sind von dem, was man heute so gern als ãHauskircheÒ bezeichnet. Der hl. Joseph lebte zusammen mit Jesus und Maria in dem bescheidenen Haus von Nazareth, (das – wie wir auf unserer Pilgerfahrt im Hl. Land feststellen konnten, vielleicht nur eine bessere Wohnhšhle mit einem aus Stein oder Lehm hergestellten Vorbau war, der mit Kalk wei§ getŸncht war. †ber den paar WohnrŠumen zu ebener Erde erhob sich die Dachterrasse, durch eine Stiege mit dem kleinen Hof verbunden, der in seiner Umfriedung gewšhnlich den Backofen, einen Rebstock, und vielleicht auch noch einen Feigenbaum beherbergte und durch eine Mauer oder einen Zaun nach au§en abgeschlossen war. So mag auch das Haus des hl. Joseph und der Heiligen Familie in Nazareth gewesen sein.) Hier verlebte der hl. Joseph mit Jesus und Maria die seligen Jahre der Gemeinsamkeit, des gemeinsamen Arbeitens und Betens.

Wenn die Hl. Schrift uns berichtet, dass die Eltern Jesu jedes Jahr zum Osterfest nach Jerusalem pilgerten (vgl. Lk 2,42), so deutet dies auf das gemeinsame Leben der Fršmmigkeit und des Gebetes hin, das der hl. Joseph mit seiner Familie fŸhrte. Das Leben der alttestamentlichen jŸdischen Familie war Ÿberhaupt hervorragend religišs ausgerichtet. Schon an der TŸr im Innern des Hauses hing ein HolzkŠstchen, in welchem einige Pergamentstreifen mit alttestamentlichen Gesetzesstellen aufbewahrt lagen; dieses KŠstchen wurde von allen Ein- und Ausgehenden ehrfŸrchtig mit der Hand berŸhrt, so Šhnlich  wie etwa in einer christlichen Familie beim Hauseingang oder Wohnungseingang der Weihbrunnkessel hŠngt und die Ein- und Ausgehenden nach dem Weihwasser greifen und sich damit ehrfŸrchtig bekreuzen. Morgens und abends sammelte sich die jŸdische Familie unter dem Hausleuchter zum gemeinschaftlichen Gebet, dem der Hausvater vorstand. So kšnnen wir uns, sicher ohne irre zu gehen, sehr gut vorstellen, wie der hl. Joseph morgens vor Beginn der Arbeit und abends nach getaner Arbeit das gšttliche Kind auf den Scho§ nahm, ihm Schriftstellen und Gebete vorsprach, ihn beim Ausgehen in die Hšhe hob, damit das Jesuskind das KŠstchen mit den Gesetzesstreifen kŸssen konnte. Wir kšnnen uns auch gut vorstellen, wie der hl. Joseph Maria und das Jesuskind am Sabbat beim Gang zum Synagogengottesdienst in Nazareth mitnahm und mit ihnen Psalmen sang.

Und nochmals dŸrfen wir uns den hl. Joseph in seiner Zimmermanns Werkstatt vorstellen, wie er den heranwachsenden Jesus, der nun sein Lehrling war, unterwies, bei den verschiedenen Handgriffen des Zimmermanns und die Hand des Jesusknaben fŸhrte, ihm die Arbeit erklŠrte und seine ersten Versuche in der Werkstatt Ÿberwachte. Ob dabei das Herz dieses guten Mannes nicht Ÿberquoll von Ehrfurcht, Liebe und Freude, wenn er seine breite, schwielige Arbeitshand auf die noch zarte Hand des Jesusknaben legte? Der Flei§, der Ernst und die Ausdauer des gšttlichen Lehrlings, bei dem sich durch die zupackende Arbeit die noch zarten HŠnde hŠrteten und schwielig wurden, eiferten auch den hl. Joseph wieder umgekehrt an, seine Arbeit gut zu verrichten als Beitrag zum kŸnftigen Erlšsungswerk seines Pflegesohnes.

Auf die Stunden der Arbeit in der Werkstatt und au§er Haus folgte die gemeinsame Mahlzeit, bei der fŸr den hl. Joseph ganz sicher der Gedanke trostvoll und beglŸckend gewesen sein mag, dass von seiner HŠnde Arbeit dem Jesusknaben und der seligsten Jungfrau Maria der notwendige Lebensunterhalt verschafft wurde.

Am Sabbat gingen Joseph und Maria ganz sicher mit dem Jesusknaben zum Gottesdienst in die Synagoge von Nazareth. Nach dem Synagogengottesdienst wird der hl. Joseph sicher mit seinem gšttlichen Pflegesohn einen Sabbatgang auf die Hšhen um Nazareth gemacht haben und ihm die Landschaft erklŠrt haben, so wie sie uns bei unserer Hl.-Land-Pilgerfahrt, als wir oberhalb von Nazareth weilten, erklŠrt worden ist: dort im SŸden liegt der Berg Tabor und daneben die Hšrner von Hittim, dahinter tief unten der See Genezareth. Und da drŸben im Westen, gar nicht weit von Nazareth entfernt, liegt Naim und liegt Kana. Und dort fŠngt der lang gestreckte Hšhenzug des immer grŸnen Karmelgebirges an. Und herunten breitet sich die schšne, fruchtbare Ebene Esdrelon aus. Man kann all das bei einer Hl. Land-Pilgerfahrt in beglŸckender Weise kennenlernen. Man kann sich auch hineindenken, wie wohl der hl. Joseph den Jesusknaben in die Landschaft und in die geographische und geschichtliche Situation von Nazareth eingefŸhrt haben mag.

Der hl. Joseph lebte mit Jesus und Maria zusammen. Bei dieser Feststellung gehšrt auch noch auf die Tatsache verwiesen, dass bei diesem familiŠren Zusammenleben dem hl. Joseph zweifellos die AutoritŠt des Familienoberhauptes zustand. Wie mag der hl. Joseph wohl den beiden heiligsten Personen gegenŸber seine AutoritŠt ausgeŸbt haben? Ich meine: das ruhige, vŠterliche Regiment, das der hl. Joseph dabei in der Heiligen Familie gefŸhrt haben wird, war sicher všllig frei von herrischem, tyrannischem Kommandieren und Befehlen. Eigentlich sollte es ja in jeder wirklich christlichen Familie so sein, dass mšglichst wenig befohlen wird. Die von allen eingehaltene und vereinbarte Hausordnung vertritt den Befehl. Alle wissen, was sich gehšrt, was gemacht und eingehalten werden soll, damit das Zusammenleben schšn und harmonisch verlŠuft. – Und wenn man mit Recht festgestellt hat, dass niemand besser, klŸger, rŸcksichtsvoller und vornehmer zu befehlen versteht als der, der selber das gehorchen gelernt hat, so war sicher beim hl. Joseph immer dies die Grundhaltung: Er, der ein Mann des Gehorsams Gott und der Obrigkeit gegenŸber war, traf seine Anordnungen Jesus und Maria gegenŸber sicher Šu§erst vornehm und diskret (im Sinn von bescheidenen Bitten). Alles Beschwerliche aber hat der hl. Joseph zweifellos in zuvorkommender, rŸcksichtsvoller Weise selber getan, um nicht den beiden vielgeliebten Personen etwas befehlen zu mŸssen.

In den Evangelien wird uns zweimal berichtet, dass der Jesusknabe im gemeinsamen Leben im Scho§e der hl. Familie zu Nazareth zunahm an Alter und Weisheit und dass das Wohlgefallen Gottes und der Menschen auf Ihm ruhte.

Wie mag da ganz besonders das Wohlgefallen des hl. Joseph auf dem Jesusknaben geruht haben. Damit aber eršffnet sich uns ein Einblick in das Seelenleben des hl. Joseph. Denn der stŠndige Anblick des heranwachsenden und reifenden Jesuskindes und der Umgang mit ihm war fŸr den hl. Joseph nicht blo§ schšn und beglŸckend, sondern muss sich bei ihm auch ausgewirkt haben in seinem Seelenleben.

†berdenken wir das nur ein wenig: schon der tŠgliche vertraute Umgang des hl. Joseph mit Maria, der Gebenedeiten unter allen Frauen, deren Anblick, deren Erscheinung, deren Art zu beten, zu arbeiten, zu reden, war fŸr den hl. Joseph eine fortwŠhrende Offenbarung der edelsten Tugenden.

Das allein war doch eigentlich fŸr den hl. Joseph schon Grund genug, um sein Mannesherz zu erfreuen und zum Streben nach Vollkommenheit und Heiligkeit anzuspornen. Maria aber war trotz ihrer hohen WŸrde und AuserwŠhlung doch auch nur ein Mensch. Ganz anders der Jesusknabe. Selbst wenn dem hl. Joseph im Tiefsten und Letzten das Persongeheimnis dieses Jesusknaben, mit dem er zusammenlebte, Tag aus Tag ein, nicht voll aufgegangen sein sollte, er spŸrte doch sicher das geheimnisvoll Gšttliche, das Ihm anhaftete.

Dazu kommt, dass der menschgewordene Sohn Gottes Jesus Christus sich dem hl. Joseph im Zusammenleben im Scho§ der Heiligen Familie in der anziehendsten und liebenswŸrdigsten Erscheinungsform, nŠmlich in der eines holden Kindes offenbarte. Und an diesem geheimnisvollen, rŠtselhaften Kind durfte er, der hl. Joseph, Vaterstelle vertreten und durfte mit ihm fortwŠhrend in innigster Vertrautheit zusammenleben.

Dieses Kind vŠterlich zu umsorgen, sein Wachsen und Reifen zu beobachten, wie da die ZŸge seines Angesichtes immer fester und ausdrucksvoller wurden, wie die Weisheit dieses Knaben sich immer stŠrker und eindrucksvoller kundtat, und wie Jesus schlie§lich vom Knaben zum JŸngling und vom JŸngling zum Mannesalter heranreifte, das alles miterleben zu dŸrfen an der Seite Mariens, das bedeutete fŸr den hl. Joseph zweifellos eine ganz gro§e, beglŸckende Freude. Und was fŸr Geheimnisse mšgen dabei dem hl. Joseph nach und nach immer mehr aufgegangen sein! Wenn es von Maria hei§t: ãSie bewahrte alle diese Worte und Ereignisse und erwog sie in ihrem Herzen.Ò (vgl. Lk 2,19), so mag es beim hl. Joseph nicht viel anders gewesen sein. Neben Maria, seiner vielgeliebten Gemahlin, bezog er alles auf Jesus, den lebendigen, sichtbaren Mittelpunkt seines Lebens, Arbeitens, Schaffens, und Betens. Zusammen mit Maria genoss der hl. Joseph jahrelang, jahrzehntelang diese unerhšrte Ehre und Gunst, dem menschgewordenen Sohn Gottes, dem Heiland der Welt, so nahe zu sein und an Ihm Amt und Dienst eines Vaters ausŸben zu dŸrfen in Vertretung des himmlischen Vaters.

Da folgt nun ganz von selbst das dritte:

  1. Der hl. Joseph liebte Jesus und Maria.

Fast ist es ŸberflŸssig, das noch besonders zu betonen. Wichtig ist hšchstens noch, zu zeigen, wie die Liebe des hl. Joseph zu Jesus und Maria gewachsen ist und zugenommen hat, immer stŠrker und intensiver geworden ist und sich immer mehr in vorbehaltloser Bereitschaft geŠu§ert hat, diesen beiden heiligsten Personen ganz treu und ganz selbstlos zu dienen.

Der hl. Joseph diente in Liebe zu allererst dem gšttlichen Kind, dem menschgewordenen Sohn Gottes. Er anerkannte Ihn als das, was er Ÿber Ihn von Maria vernommen hatte und was der Engel Maria und ihm selbst Ÿber dieses Kind gesagt hatte: dieses Kind ist der Sohn des Allerhšchsten. FŸr den hl. Joseph war wirklich alles, was er fŸr Jesus tat, Gottesdienst. Der hl. Joseph diente dem Gottmenschen in ergreifender, demŸtiger, glŠubig froher Liebe. Ein guter Kenner des Lebens Jesu (Dr. Joseph Patsch: Joseph, der NŠhrvater Jesu S. 141) meinte: ãJoseph wusste, wer Jesus war, nŠmlich der Sohn Gottes. Dennoch dŸrfe man sich sein VerhŠltnis zu diesem Kinde nicht steif und unnatŸrlich vorstellen, als hŠtte sich Joseph vor Jesus stŠndig anbetend auf die Knie geworfen.Ò Das ist sicher eine richtige Bemerkung. Und dennoch kšnnen wir uns das VerhŠltnis des hl. Joseph zu Jesus nicht anders vorstellen, als dass es wirklich ganz und gar von ehrfŸrchtiger Liebe beseelt war. Und wenn wir etwa annehmen, dass der hl. Joseph im Tiefsten und Letzten doch nicht um das Persongeheimnis Jesu, um seine Gottheit gewusst hat, geahnt mag er doch haben, dass dieses Kind, dieser Knabe, dieser Jungmann, mit dem er tagaus tagein zusammenlebte, etwas zu tiefst Geheimnisvolles, Hoheitsvolles, Ehrfurchtsgebietendes an sich hat; etwas Šhnliches, was Moses erlebte und erfuhr, als Gott aus dem brennenden Dornbusch heraus zu ihm sprach, mag auch die Seele Josephs durchzittert haben: eine ehrfurchtsvolle Scheu, die doch wieder mit ganz gro§er sich zu Jesus hingezogen fŸhlender Liebe verbunden war.

 

Und das VerhŠltnis des hl. Joseph zu Maria mag nicht viel anders gewesen sein: Gewiss war Maria seine Braut, seine Gemahlin, die er lieben durfte, wie Mann und Frau in der Ehe einander lieben dŸrfen, lieben sollen. Und doch war auch die Liebe des hl. Joseph zu Maria wieder zugleich von einer ergreifenden und ergriffenen Ehrfurcht und Scheu durchdrungen gewesen sein. Er wusste ja um die geheimnisvolle Herkunft des Kindes, das Maria, seine Braut, empfangen und dann in Bethlehem geboren hatte. Er erlebte ihre unberŸhrte Reinheit, ihre TugendfŸlle, ihre Heiligkeit. Das alles umhŸllt Maria fŸr den hl. Joseph wie mit einem Schleier des Geheimnisses. Und doch wuchs die Liebe des hl. Joseph zu Maria auch immer mehr und mehr. Und was wir im Lied gerne singen, ohne uns je voll bewusst zu sein, was wir dabei singen: ãMaria zu lieben ist allzeit mein Sinn, im Leben und Sterben ihr Diener ich bin. Mein  Herz, o Maria, brennt ewig zu dir in Liebe und Freude, o himmlische Zier!Ò, das mag wirklich voll und ganz die Stimmung des hl. Joseph gewesen sein. Er liebte Maria Ÿber alles, aber, wie gesagt, verbunden mit einer heiligen, ehrfŸrchtigen Scheu vor diesem einzigartig auserwŠhlten Menschenkind, das zur Hšchsten Aufgabe erwŠhlt worden ist, die je einem Geschšpf von Gott anvertraut wurde!

Lassen wir es mit dieser dreifachen †berlegung Ÿber den hl. Joseph, der fŸr Jesus und Maria arbeitete, der mit Jesus und Maria zusammenlebte und der Jesus und Maria Ÿber alles ehrfŸrchtig liebte, bewendet sein. Ziehen wir nur noch die Konsequenzen daraus fŸr unser persšnliches geistliches Leben: auch wir sollen fŸr Jesus und Maria, fŸr ihre Ehre und Verherrlichung arbeiten. Jeder in seiner Art und Weise, jeder in seinem Lebensstand und Beruf. Auch wir sollen mit Jesus und Maria zusammenleben! Alles mit Jesus und Maria! Und auch wir sollen Jesus und Maria Ÿber alles lieben! Ahmen wir darin den hl. Joseph nach. Wir werden dann genau so wie er aus dieser dreifachen Tatsache, wenn wir uns immer mehr und mehr bemŸhen, sie in unserem Leben zu verwirklichen, ebenfalls Trost und Freude und Seligkeit schšpfen fŸr Zeit und Ewigkeit. Und auch wir werden dann einmal – wie der hl. Joseph – ein so schšnes, tršstliches Heimgehen geschenkt bekommen wie dieser edle, gerechte Mann, der sicher im Beisein von Jesus und Maria seine reine Seele aushauchen durfte.